Zwei Probleme bleiben – Zu den Fertigstellungen 2020

 Martin Langen von Martin Langen
CH
30.04.2020

Die schnellen Entscheidungen und konkreten Regelungen in Bezug auf das Verhalten auf Baustellen und die Rechtmäßigkeit des Weiterbauens führt zu vergleichsweise geringen Verzögerungen in den Baufertigstellungen in der Schweiz. Aktuell gehen wir davon aus, dass 2020 rund 5 % weniger fertiggestellt werden als 2019. Damit werden die kurzfristig zu erwartenden Absatzrückgänge für die Bauzulieferindustrie für den Wohnungsbau überschaubar bleiben.

In verschiedenen Prognosen hat die B+L und andere Marktbeobachter aufgezeigt, dass in den vergangenen zwei Jahren in der Schweiz mehr Wohnungen fertiggestellt als nachgefragt wurden. Im Ergebnis steigt der Leerstand und die Mieten sinken in den meisten Regionen des Landes.

Die Vollbeschäftigung, das hohe Lohnniveau und die stabile wirtschaftliche Entwicklung insgesamt waren dafür verantwortlich, dass die neu errichteten Wohnungen weitgehend problemlos vermietet bzw. verkauft wurden. Auch wenn Makler berichteten, dass die Vermarktungszeiten sich verlängert haben. Der Leerstand entstand in der Vergangenheit im Wesentlichen in den Bestandsimmobilien in unattraktiven Lagen.

Die aktuell entstehende Unsicherheit am Arbeitsmarkt und die wirtschaftlichen Probleme von Unternehmen in einigen Wirtschaftssektoren wie zum Beispiel Tourismus und Einzelhandel könnte dazu führen, dass die Nachfrage nach den hochpreisigen Neubauten sowohl im Miet-, als auch im Eigentumssegment zurückgeht.

Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass die Baugenehmigungen in diesem Jahr zwischen sieben und 10 % zurückgehen werden.

Da von einer schnellen Erholung der Schweizer Wirtschaft in 2021 ausgegangen wird, wird ein Teil der Genehmigungen im nächsten Jahr nachgeholt werden und damit nur verschoben sein.

Für den Nichtwohnbau ist aktuell von stärkeren Verzögerungen und damit einem stärkeren Rückgang der Fertigstellungen auszugehen. In den Segmenten Tourismus und Einzelhandel ist auch nicht auszuschließen, dass Projekte gestoppt werden bzw. sich im Baufortschritt sehr stark verzögern.

Wie auch in Österreich, wird der traditionell starke Tourismus und Gastronomiebereich voraussichtlich noch mehrere Monate Einbußen erleiden.

Schon vor der Krise führte der teilweise sehr hohe Leerstand im Bürobereich zu Verzögerungen bei der Vermarktung der Neubauprojekte. Diese Tendenz wird sich in 2020 fortsetzen und zu einem Rückgang bzw. einer Verschiebung von geplanten Projekten führen.

Somit gehen wir sowohl 2020 als auch 2021 von einem Rückgang der Baugenehmigungen im gewerblichen und öffentlichen Hochbau aus.